Kultobjekt-High-Heel: die besondere Beziehung von Frauen zu ihren Schuhen

Nicht für jeden ist die weibliche Liebe zu Schuhen nachvollziehbar

 

 

 

 

Schuhe und Kunst - eine wunderbare Symbiose

 

Hohe Absätze beeinflussen die Körperhaltung

 

 

 

 

 

Die meisten Frauen lieben Schuhe und haben nicht nur ein oder zwei Paar, sondern gleich 20, 30 oder sogar 200 Exemplare im Kleiderschrank. Die eine oder andere Luxuslady bringt es sogar auf schwindelerregende 2000 Paar Schuhe, wobei die einzelnen Modelle schon mal mehrere tausend Euro kosten können. Das keine Frau so viele  Schuhe braucht, ist klar. Dienen die meterlangen Schuhschränke also nur als eine Art Vitrinen für kostbare Eroberungen und Frauen sammeln Schuhe, wie andere Briefmarken oder steckt mehr dahinter? Wieso üben Schuhe so viel mehr Faszination aus, als jedes andere Kleidungsstück?

Der Belohnungseffekt – Schuhe passen immer

Die Durchschnittsfrau besitzt, so der Artikel „Pumps, Slippers und Ballerinas – das ABC der Frauenschuhe“ etwa 17,3 Paar Schuhe im Schrank. Viele Frauen kaufen sich Schuhe, um sich selbst zu belohnen. Doch warum kaufen sie sich kein Kleid, eine neue Hose oder eine schicke Bluse? Ganz einfach: Schuhe passen immer. Jede Frau kennt wohl die Situation, wenn sie nach einem langen Tag shoppen geht, ihre Problemzonen im ungünstigen Licht der Umkleidekabine betrachtet und die schicke Jeans auch mit noch so viel gutem Willen einfach nicht passen will. Statt Freude stellt sich Frustration ein. Bei Schuhen kann das nicht passieren. Zwar können Frauenfüße während der Schwangerschaft größer werden, sonstige Gewichtsschwankungen wirken sich jedoch auf die Schuhgröße nicht aus. Das heißt, eine Frau kann jederzeit einen schönen Schuh aussuchen und er wird ihr passen. Übrigens kaufen sich die meisten Frauen zur persönlichen Belohnung High-Heels, Pumps, Stiefeletten oder ähnliche Schuhe mit Absatz und geben, so ergab eine Umfrage nach Daten von Statista, zwischen 50 und 100 für ein Paar Schuhe aus. Flache Schuhe, wie Sneakers, werden eher gekauft, wenn sie auch wirklich gebraucht werden.


Der Schuh als Ausdruck von Individualität

Schuhe waren schon immer ein Statussymbol und sind heute definitiv ein Ausdruck von Individualität.  Schuhe machen wandelbar und können dazu dienen, das persönliche Empfinden auszudrücken. Sexy in High-Heels, mädchenhaft in Ballerinas oder lässig in Sneakers - für jede Stimmung gibt es den passenden Schuh.

Spätestens seit dem Hype um die Erfolgsserie „Sex and the City“ ist die weibliche Liebe zu Schuhen der breiten Masse bekannt. Doch woher kommt der Wunsch, sich ständig neu zu erfinden, sich zu wandeln und sich manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu verkleiden? Evolutionsbiologen sehen das recht pragmatisch, wobei nicht allen Frauen ihre Erklärung gefallen wird. Der Wunsch von Frauen, sich immer wieder neu zu erfinden, ist, laut Experten, auf das evolutionsbiologisch bedingte Streben der Männer, sich mit möglichst vielen verschiedenen Frauen fortzupflanzen, zurückzuführen. Gaukelt die Frau dem Mann also immer wieder aufs Neue vor, „eine Andere“ zu sein, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sein Interesse an ihr von Dauer ist.

Eine gewisse Anzahl unterschiedlicher Schuhe ist also erforderlich, um jederzeit ein stilsicheres Outfit zu kreieren.  Wer facettenreiche Mode im Kleiderschrank hat, braucht also auch Schuhe in unterschiedlichen Formen und Farben, um immer aus attraktiven Kombinationsmöglichkeiten wählen zu können.


Der sexuelle Aspekt des Schuhs

Frauen möchten sexy High-Heels tragen, Männer möchten sie an Frauenfüßen sehen. Die Liebe zum Schuh ist also keinesfalls allein auf das weibliche Geschlecht beschränkt. Das vor allem hochhakige Schuhe eine so sexuelle Wirkung haben, liegt daran, dass sie die Körperhaltung und die Gangart der Frau verändern. Eine Frau, die sich schon einmal auf elf Zentimeter hohen Hacken bewegt hat, weiß, dass diese die Beine strecken, die Brust und den Po betonen und den Fuß optisch kleiner erscheinen lassen. Wollen Frauen auf hohen Hacken elegant laufen, müssen sie zudem langsam und auf einer geraden Linie gehen Dies führt dazu, dass das Becken gewiegt wird, was auf den Betrachter besonders sinnlich wirkt.

Des weitere sollen gerade High-Heels immer auch für Aufmerksamkeit sorgen. Frauen machen sich durch die Absätze größer, was sich auch positiv auf ihr Selbstbewusstsein auswirken kann. Wollen sie damit also Macht demonstrieren und ihre Gleichstellung gegenüber den Männern behaupten? Dafür spricht, dass selbst wichtige weibliche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft meist nicht auf ihre hohen Absätze verzichten. Zwar nährt sich die Businesskleidung von Frauen der von Männern oft an, indem sie zum Beispiel schlichte Hosenanzüge dem eleganten Kostüm vorziehen, an den Füßen tragen Frauen aber dennoch häufig Pumps und Co.

Gegen diese These spricht, dass Stöckelschuhe Frauen zwar größer, aber auch unselbstständiger machen. Auf hohen Hacken können die meisten Frauen nicht so schnell rennen und bewegen sich weniger sicher, als in flachen Schuhen und wer schon einmal mit Pfennigabsätzen eine Kopfsteinpflasterstraße entlanggehen musste, weiß, wie hilfreich ein starker Männerarm zum Einhacken in dieser Situation ist. Somit signalisieren hochhakige Schuhe auch immer Unterwerfung und Hilfsbedürftigkeit, ob Frauen dies nun gern hören wollen oder nicht. Doch der übermäßige Schuhkonsum dient auch dazu, sich von der weiblichen Konkurrenz abzuheben. Frauen kompensieren Unsicherheit unter anderem damit, dass sie sich immer mehr neue und möglichst schicke und sinnliche Schuhe zulegen.


Berühmte Vorbilder prägen das Stilgefühl

Mit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hielten auch die hochhackigen Schuhe Einzug in die Popkultur und sind seitdem aus dieser nicht mehr wegzudenken. Sie symbolisieren Weiblichkeit und Unabhängigkeit. Während Frauen nach der Jahrhundertwende ihre Schuhe noch unter langen Röcken versteckten, änderte sich dies nach dem Ersten Weltkrieg. Als Frauen das Wahlrecht erlangten, wirkte sich dies auch auf die Mode aus. Die Röcke und Kleider wurden kürzer und der Schuh wurde zum Hingucker und zum wichtigsten Kleidungsstück überhaupt. Selbstbewusste Frauen der zwanziger Jahre tanzen den Charleston auf hohe Hacken und feierten ihre Unabhängigkeit und ihre Weiblichkeit.

Die breite Masse trug allerdings erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges die typischen hohen Hacken und Pfennigabsätze. Zurückzuführen ist dies auf die Männerfantasien dieser Zeit. Die Soldaten hatten in ihren Baracken Poster von sinnlichen Pin-ups aufgehängt und diese trugen nicht die klobigen Absätze, wie sie damals verbreitet waren, sondern filigrane High-Heels und Pumps mit Pfennigabsätzen. Die Frauen übernahmen während der Kriegsjahre die Jobs der Männer. Als diese aus dem Krieg zurückkehrten, sahen sich die Frauen wieder in ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zurückgedrängt. Der weibliche Körper wurde zunehmend sexualisiert. Frauen sollten sinnlich und fruchtbar sein, Kinder bekommen und sich um die Familie kümmern. Dies begünstigte den Siegeszug der Stilettos, der Anfang der 50er Jahre einsetzte. Die frivole Weiblichkeit wurde vor allem durch weibliche Filmstars dieser Zeit verkörpert. So trug Marilyn Monroe stets hohe Absätze und war sich ihrer verführerischen Wirkung auf die Männerwelt wohl bewusst. Auf jedem Filmplakat oder Werbefoto trugen die Ikonen dieser Zeit Stilettos und vermittelten den Frauen damit den Eindruck, dass es nur wenige Gelegenheiten gibt, an denen ein Stiletto fehl am Platz wäre. Dieser sich rasant verbreitende Trend revolutionierte die weibliche Identität. Nicht zuletzt trug auch Barbie ihren Teil dazu bei. Wer sich die winzigen Füße der berühmten Puppe einmal näher beschaut, stellt fest, dass diese, bis auf einige Ausnahmen, so geformt sind, dass sie nur in High-Heels passen. In den 60er und 70er Jahren ging die Popularität der Stilettos in Folge des Aufstrebens der feministischen Bewegung etwas zurück. In den 1990er Jahren feierten die hohen Schuhe jedoch ihr Comeback und sind heute wahrscheinlich so beliebt, wie nie zuvor.


Fazit

Frauen haben sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr emanzipiert, nicht zuletzt, weil sie ihre Sexualität für sich beanspruchten. Nichts drückt die Verschmelzung von Macht und gleichzeitiger Verletzlichkeit so stimmig aus, wie ein Paar High-Heels. Diese Kombination scheinbarer Widersprüche ist es wohl, die den Kern der Faszination für diese Schuhe ausmacht. Schuhe haben sowohl für Frauen, als auch für Männer etwas zu bieten. Sie wecken Begierden und lassen Fantasien Wirklichkeit werden. Möglicherweise verhelfen Schuhe gerade Frauen auch dazu, für einen Moment dem Alltag zu entfliehen und sich ganz der Leidenschaft für Schönheit hinzugeben.



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